Rehragout-Rendevouz

Was wie der Titel eines Deutschen Romans von einer gewissen Rita Falk klingt ist gestern bittere Realität geworden. Dabei sind die Parallelen ja in der Tat schwierig zu übersehen - Rita Falk, DocFalk… Na ja, lassen wir das.

Meine Familie und ich waren auf dem Weg in die tschechische Stadt Pilsen. Momentan weilen wir im Skiurlaub im Bayrischen Wald und da die bekackte Erderwärmung dafür sorgt, dass der viele schöne Schnee seinen Aggregatzustand geändert hat und wir unsere Wasserski zu Hause gelassen haben mussten wir uns irgendwie anders beschäftigen. Jetzt haben meine Frau und ich in Pilsen studiert und da die Stadt nicht weit weg von unserem Urlaubsort liegt haben wir uns entschieden unserem Nachwuchs mal die Alma mater, die Schmiede unserer Fähigkeiten, die Ursache unseres Einkommens, die altehrwürdige Karlsuniversität in Pilsen zu zeigen. Ich befürchte die Begeisterung der Kleinen war nur so hoch, weil wir mit dem Besuch eines Spielzeugladens gelockt haben, aber das sind sie eben - die Tricks der Eltern.

Praktisch war außerdem, dass ich die Reise nutzen konnte um einen kleinen Vlog für unseren YouTube Kanal (Der DocPod - solltet ihr unbedingt abonnieren :) zu drehen. Thema: Studium im Ausland. Diese schwierige, aber für viele Menschen sehr wichtige Thematik konnte ich dann auch noch in einem Blog verhackstückeln. Eine typische Win-Win-Situation; eigentlich hätte ich die Reise als Arbeitsreise von der Steuer absetzen können. Dass das Wort verhackstückeln am Ende eine wortwörtliche Bedeutung für den Tripp bekommen sollte war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht so ganz klar.

Das Wetter war zum würgen, der Aufenthalt in Pilsen recht kurz. Also exakt eine halbe Sekunde zu kurz. Denn wären wir eben jene halbe Sekunde länger geblieben wäre die ganze Sauerei nicht passiert. Wir führten unsere Schützlinge durch die Stationen unseres Lebens, ich machte ein paar Clips, danach noch ein kurzer Besuch beim Bäcker, leckere lokale Gebäckstückchen für die Familie (die auch dort studiert hat) besorgen und schnell zurück. Wenn wir uns beeilten konnten wir vor dem Abendessen nochmal in den Pool springen.

Konnten wir nicht.

Denn kurz vor der deutsch-tschechischen Grenze sprang seinerseits ein Rehlein vor unseren VW-Bus. Man kann sich das, wenn man sowas noch nie erlebt hat kaum vorstellen. Wir waren mit den erlaubten 90 km/h unterwegs (kein Bisschen schneller, wirklich. Echt, also wirklich. Wer mich kennt, der weiß…. egal) und es dämmerte. Plötzlich warnte mich meine Frau: „Pass auf“ - und schwups, war das Reh auch schon auf der anderen Straßenseite. Blöd war nur, dass dem kleinen Racker ein weiteres Dammwild folgte. Ein bestialischer Knall, rums, und was mache ich? Weiterfahren. „Halt verdammt nochmal an.“, forderte meine Frau mich liebevoll auf. Ich folgte.

Was macht man denn nun in so einem Moment? Meine Gedanken spielten verrückt. Es waren die typischen unterkomplexen neuronalen Zuckungen eines Y-Chromosomträgers im Stress. Ich saß da und tat nichts. Währenddessen stieg meine Frau aus und begutachtete den Schaden. Der am Reh war eher terminal - ein Totalschaden so zu sagen. Am Auto konnten nur ein paar Kratzer sein. Es war ein verdammtes Reh. Solche Viecher wiegen maximal 30 Kilogramm. Was konnte da schon schiefgehen? Tja - eine Menge. Die gesamte rechte Front unseres schönen VW-Buses war weggerissen. Blöd auch, dass die Kühlerflüssigkeit zusammen mit dem Rehlein in einer ästhetischen Blut-Kühlerflüssigkeitswolke gen Himmel gefahren war. Wir konnten keinen Zentimeter mehr fahren. Mitten in der tschechischen Pampa.

Dankenswerterweise hat man gute Freunde. Mein Kollege und Anwalt Hannes kümmerte sich sofort um das ganze ADAC-Gedöns, während ich die Polizei rief. Die beiden Herren interessierten sich, nach ihrer Ankunft leider nicht im Geringsten für die Geschehnisse und verflogen ähnlich schnell wie besagte Blut-Kühlerflüssigkeit-Wolke.

Am Ende haben wir es tatsächlich geschafft die ganze Famlie unbeschadet ins Hotel zu bringen. Großer Schock, psychotherapeutische Grundversorgung für meine beiden kleinen Mädels, die sich echt Gedanken um Bambi machten und endlich saßen wir beim Abendessen.

Es gab, kein Witz: Rehragout.

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