Canna bis der Arzt kommt …

Hey Leute, sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich war ja soooooooo high…….. Seit April ist doch schließlich Kiffen erlaubt. Juhuuuu.
Stimmt natürlich nicht, ich hab viel zu viel Angst davor ein psychotisches Frack zu werden. Trotzdem möchte ich mich natürlich mal mit dem Thema auseinandersetzen, denn es betrifft uns Ärzte ja direkt. Mein erster Gedanke zur Legalisierung von Cannabis ist, dass es mir einfach völlig egal ist. Ich bin weder dafür, noch dagegen und ich finde, es sagt einiges über unser Land und die politische Kultur, dass wir uns monatelang über das Für und Wider der Legalisierung von THC-haltigen Pflänzchen zerreiben, die ohnehin konsumiert werden, die Frage nach Waffen in ein Kriegsgebiet aber mit keiner Silbe diskutiert werden darf, weil man sonst sofort ein Nazi ist.

Aus ärztlicher Sicht gibt es nun aber doch ein paar Dinge zu bemerken. Als allererstes freue ich mich, dass ich nun vermutlich nicht mehr ständig mit den Patienten über die Frage der Rezeptierung von dem Zeug diskutieren muss. Es ist nämlich so: Medizinalcannabis ist schon seit geraumer Zeit legal. Aber eben nur, wenn eine bestimmte Indikation, also ein Grund, eine Rechtfertigung für dessen Verschreibung vorlag und das war eigentlich nur bei chronischen, nicht anders in den Griff zu bekommenden Schmerzen der Fall. Für die ordnungsgemäße Rezeptierung benötigte man das OK der Krankenkasse, die jede einzelne Anfrage sehr genau über ihren medizinischen Dienst prüfen lies. Positive Bescheide waren selten. Nun kamen natürlich ein paar findige Patienten auf die Idee, dass man die Verschreibung ja einfach auf ein Privatrezept durchführen könne. Bedeutet: Der Patient zahlt selbst, bekommt aber seine Legitimation durch den Arzt. Klingt nicht legal? Ist es wohl auch nicht. Obwohl noch nicht abschließend durch die Gerichte geklärt gibt es doch einige Prozesse, in denen sich der Mediziner plötzlich mit dem Vorwurf der Dealerei konfroniert sah. Und mit was? Mit Recht. Cannabinoide sind nämlich nicht einfach so auf einem normalen Rezept rezeptierbar. Benötigt wird hier ein sogenanntes BtM-Formular. Und das steht für Betäubungsmittel. Damit dann einfach im Sinne einer privaten Rezeptierung hausieren zu gehen ist zum einen mehr als fraglich und widerspricht jeder ärztlichen Moral.

Aber das ist jetzt alles vorbei. Insofern; Ein Punkt für die Legalisierung. Und dann gibt es da natürlich noch die üblichen Pros und Contras. Pro: Wir saufen uns jedes Wochenende die Hucke voll, sozial akzeptiert und zum Teil sogar Teil der kulturellen Identität, gerade in meinem wunderschönen Bayern. Ist ja ok, mach ich auch manchmal. Spricht nichts dagegen. Aber heuchlerisch ist es schon, wenn die armen Kiffer dann zu Verbrechern gemacht werden. Es kommt dazu, dass Kiffen zwar übel für die Entwicklung von kleinen Gehirnen ist, das ist Alkohol aber auch. Beide machen halt nur unterschiedliche Sachen. Das eine macht schizo, das andere blöde. Willste beides nicht haben, aber das ist dann halt ne Abwegungssache. Ein weiteres Pro ist, dass Kiffer in der Regel einfach nette Leutchen sind. Ich habe noch keinen THC-Konsumenten gesehen, der grölend durch die Stadt gerannt ist und davon paraphrasiert hat, dass es nur einen Rudi Völler gibt oder mir von Layla, der netten Dienstleistungsanbieterin vorgeschwärmt hat oder was auch immer. Die Kiffer sind in der Regel sozialverträgliche Menschen. Und es gibt noch etwas: Es ist völlig unbestritten, dass viele Menschen in unserem schönen Ländchen unter Depressionen oder anderen psychischen Störungen leiden. Ganz oben auf der Liste stehen zum Beispiel auch Angststörungen. Da kann so ein Jointchen schon Wunder wirken. Auch Krebspatienten hilft sowas. Oder Menschen mit MS. Und so weiter und so fort. Warum um alles in der Welt soll man diese Menschen denn nun kriminalisieren?
Das von Karlchen vorgebrachte Argument, man würde den Sumpf der Dealer trockenlegen ist hingegen völliger Unfug. Wenn ich Dealer wäre würde ich die Korken knallen lassen. Was gibt es denn besseres, als wenn ich das Zeug jetzt verticken kann ohne Strafen zu fürchten. Ja, klar, der Verkauf ist immer noch illegal, aber es wird vermutlich niemanden mehr kümmern. Die Leute müssen ihr Stöffchen ja trotzdem irgendwoher beziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt jeder zum Botaniker wird und sich seine Pflanzen selbst zieht. Also Cannabis Dealer - die sind fein raus. Kommt dazu, dass die ganze Nummer ja steuerfrei ist. Ich glaube zumindest nicht, dass ein Dealer seinen Umsatz brav versteuert. Der Schwarzmarkt wird boomen! Manchmal muss man sich da schon über die Naivität, man möchte es fast Dummheit nennen, der politisch Verantwortlichen in diesem Lande wundern.

Natürlich gibt es auch ein paar Contras. So ist nachgewiesen, dass THC unter bestimmten Bedingungen Psychosen auslösen kann. Des Weiteren macht der langfristige, kontinuierliche Konsum einfach Balla in der Birne. Aber das ist bei Alkohol kaum anders und trotzdem wird in jedem Bierzelt gesoffen bis der Arzt kommt. Also möglicherweise sollten wir alle mal ein Bisschen die Füße hochlegen und dem Thema mit einer gewissen Gelassenheit entgegenblicken. Und wem das schwerfällt, nun, der kann doch einfach einen kleinen Joint durchziehen, dann wird das auch mit der Gelassenheit.

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Der verdammte False-Balance-Effekt

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Der Hormonbetrug Teil 1