Der Hormonbetrug - Teil 2
Na, seid Ihr auch schon im Fieber - im Schlandfieber? Sicher doch, oder? Wenn es zu schlimm wird hilft da nur noch eine ordentliche Ladung Ibuprofen oder Paracetamol - direkt in die Vene.
Weniger schlimme Formen der Erkrankung lassen sich glücklicherweise auch ganz gut mit sogenanntem Bier behandeln. Das Medikament aus der Naturmedizin hat durchschlagenden Erfolg - allerdings auch die eine oder andere Nebenwirkung.
Aber Spass bei Seite. Ist doch gut, dass unser Team auch noch gewinnen kann. Und mal ehrlich - wie lange ist es her, dass wir die Vorrunde überstanden haben? Das muss vor mindestens 10 Kilogramm Körpergewicht gewesen sein…
Und warum funktioniert das so gut? Weil sich der kluge Nagelsmann im Gegensatz zum Bundesjogi von Altlasten trennen kann. Ok, der Kasper im Tor wird noch mitgeschleift, obwohl der nun wahrlich schon bestes Fernsehexpertenalter erreicht hat. Und es müllert auch noch immer. Ja, ist irgendwie nervig, aber auch bei der WM 2014 hatten sie Poldi als Clown dabei, nun hat der Thomas halt den Job geerbt. Müllern wird’s aber eher nicht mehr. Und während die Pinken Panther unser geschundenes Ländchen ins Glück schießen, machen wir uns jetzt mal tiefgründige Gedanken zur Schilddrüse.
Im letzten Schilddrüsenblog hatte ich ja die Umstände erklärt, unter denen der kleine Scheisser im Hals so funktioniert und wie man bemerkt, dass jemand Hormone benötigt oder nicht. Kleiner Rückblick: Das Hormon TSH, was von einer speziellen Drüse im Hirn ausgeschüttet wird sagt der Schilddrüse, dass sie jetzt mal bitte zu Potte kommen und ihrer Aufgabe, nämlich Hormone zu produzieren, nachkommen soll. Diese kleinen Freunde spielen wiederum eine relevante Rolle im menschlichen Stoffwechsel. Sie regulieren ihn im Grunde genommen. Sind zu wenig Hormone da werden wir träge, fett und fleischig. Die Überfunktion der Schilddrüse führt zum genauen Gegenteil. Wir werden dürre, hektisch, unkonzentriert, schwitzen wie die Schweine und haben das Gefühl, dass wir ständig unter Strom stehen - weil wir genau das tun. Ein Mittelding wäre also nicht die schlechteste Option. Dieses Mittelding, man nennt es Euthyreose, wird dadurch erreicht, dass die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut durch das Gehirn gemessen, mit einem Normwert (wie der gespeichert wird ist völlig unklar) verglichen und die Ausschüttung der Hormone dann reguliert wird. Eine smarte Nummer, oder? Man nennt das Feedback Mechanismus. Haben wir zu viele Schilddrüsenhormone im Blut sinkt der Spielgel des TSH, was wiederum der Schilddrüse signalisiert: langsam machen! Andersherum steigt das TSH-Level, wenn zu wenige Hormone rumschwimmen.
Soweit so gut, wie kann es denn jetzt aber passieren, dass der Mensch trotzdem eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt? Die häufigste Ursache ist eine sogenannte Autoimmunthyreoiditis. Was kompliziert klingt bedeutet, dass unser Immunsystem die Schilddrüse angreift. Wie Rheuma, nur im Hals. Und weil diese Erkrankung so unfassbar häufig bei Menschen mit Unterfunktion auftritt, kann man der Einfachheit halber sagen, diese mysteriöse Autoimmunthyreoiditis ist im Grunde genommen die einzige Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion.
Man kann diese Autoimmunerkrankung nun in zwei Gruppen einteilen. Es gibt Menschen, bei denen lassen sich Antikörper, also Proteinfragmente, die gegen Schilddrüsenzellen gerichtet sind, im Blut bestimmen. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Hashimoto-Krankheit. Ungefähr 30% aller Patienten haben keine nachweisbaren Antikörper (vermutlich, weil man deren Konfiguration einfach noch nicht kennt), der Arzt kann aber im Ultraschall klare Zeichen der Schilddrüsenzersetzung erkennen. Hier sprechen wir von einer, Achtung, seronegativen Autoimmunthyreoiditis. Geiler Name, oder? Beide Erkrankungen haben die gleiche Konsequenz: Irgendwann ist das kleine Organ so kaputt, dass der Mensch Schilddrüsenhormone von außen zuführen muss. Fertig aus. Eigentlich könnte das die Geschichte sein. Und ganz ehrlich. Schwer ist das jetzt nicht, oder? Leider scheinen die meisten Ärzte beim Erkrankungsverständnis aber an ihre Grenzen zu stoßen. Ob das an der häufig anzutreffenden intellektuellen Basisausstattung einiger Kollegen liegt, oder andere Gründe hat weiß ich auch nicht. Aber was ich sage hat tatsächlich eine faktenbasierte Grundlage. Denn eine große, europaweite Studie hat gezeigt, dass in der EU weit über 70% der Patienten, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden, eigentlich gar keine bräuchten.
Wie kommt das jetzt aber? Eigentlich ist das gar nicht so schwer zu verstehen. Mediziner nutzen den TSH-Wert, den man im Blut messen kann, als Indikator dafür, wie es der Schilddrüse zu einem bestimmten Zeitpunkt geht. Das Blöde ist nur, dass dieser Wert extrem volatil ist. Wenn man einem Menschen einen Tag lang jede Stunde Blut abnimmt und den TSH bestimmt, so wird er, in einem bestimmten Rahmen, immer anders sein. Manchmal, insbesondere in Zeit von erhöhtem Energieumsatz, werden diese Werte aber auch über- bzw. unterschritten. So ist ein TSH Wert von 0,5 - 4,5 uIU/ml (komische Einheit, die ihr direkt wieder vergessen könnt) völlig normal. Während der Pubertät beispielsweise kann er aber auch 10 uIU/ml sein, ohne, dass irgendein Problem mit der Schilddrüse vorliegt. Und genau hier setzt der Impuls vieler Kollegen sofort ein, zum Rezeptblock zu greifen. Denn die Symptome der Pubertät und die der Schilddrüsenunterfunktion sind mehr oder weniger die gleichen. Ist dann noch der TSH Wert hoch (was für den Arzt bedeutet, dass zu wenig Schilddrüsenhormon vorhanden ist) muss man ja künstliche Hormone verschreiben. Newsflash: Muss man nicht. Es gibt keine Evidenz das zu tun und auch die ärztlichen Leitlinien, die das qualitätsorientierte ärztliche Arbeiten definieren, sind sich da völlig einig. Leider ist das den meisten Kollegen völlig Wurscht. Da wird eben ein Hormonersatzpräparat verschrieben und fertig. Dass der Patient davon kaum mehr wegkommt ist nebensächlich.
So, das war jetzt doch ziemlich viel für einen Blog. Mein klar gestecktes Ziel, den Beitrag so zu verfassen, dass er in ein paar Minuten zu lesen ist habe ich offiziell verfehlt. Glückwunsch!
Es wird übrigens auch noch einen dritten Teil geben. Darin erkläre ich euch, warum es so fuc*ing schwer ist von den Schilddrüsentabletten wieder runter zu kommen und welche Möglichkeiten es gibt herauszufinden ob ein Mensch, der das Zeug nimmt, auch wirklich darauf angewiesen oder Opfer der Unzulänglichkeiten meiner geschätzten Kollegenschaft ist.
Bis dahin… Ciao Kakao.